Jemand fragt in einer Pferdegruppe ab wann angeritten werden kann/ sollte bzw. was sie vorher tun kann.
Antwort einer „Trainerin-C“ mit „tollem“ Video eines jungen Kleinpferds, das sich an Tag 4 unter dem Sattel (nach einer Woche Bodenarbeit…) bereits im flotten Trab und Galopp präsentieren muss, natürlich immer schön „durchs Genick geritten“.
„Bodenarbeit kannst schon vorher machen. Mit 4 Jahren eine Woche Bodenarbeit. Dann zwei Wochen reiten damit Trab und Galopp funktioniert. Dann Koppel und die Besitzer können weiter machen.“
Ich könnt brechen bei solchen Aussagen. Die armen Pferde. Jedes Pferd gehört vernünftig vom Boden aus vorbereitet, muss Muskeln an den richtigen Stellen bilden. An der Longe, in der Freiarbeit, Handarbeit in der Bahn sein Gleichgewicht finden – damit es überhaupt in der Lage ist den Reiter zu tragen! Selbstverständlich am Anfang nur ein paar Runden im Schritt. Das wird aufgebaut bis ein paar einfache Übungen klappen und das Pferd entspannt und sicher mit dem Reiter um und durch die Bahn kommt. Dann das ganze im Trab und später, viel viel, später erst im Galopp! Da vergehen Wochen! Monate! Alles andere überfordert die Pferde mental und körperlich.
Viele „Bereiter“, aber auch Besitzer sparen sich gerne den Weg über den sinnvollen Muskelaufbau vorher. Warum? Weil sie meinen die Pferde hätten dann zu viel Kraft und würden beim Anreiten mehr Probleme machen (bocken/ steigen/ durchgehen). Toll, wa? 😦
Egal ob klassisch „Englisch“ oder „Western“ geritten. Shaman war nach 2 Monaten unter dem Sattel angeblich „Pleasure fertig“ (eine Disziplin aus dem Westernsport, in der das Pferd alle drei Gangarten am langen Zügel, entspannt zeigen soll. Leider ist auch diese verkommen zu Pferden die sich vor lauter erzwungener Langsamkeit kaum noch auf den Beinen halten können..). Ja Witz lass nach. Sich hinter dem Zügel verkriechen, rückwärts laufen, enge Wendungen gehen und derart mit der Hinterhand schlurfen dass er meterlange Furchen hinter sich her gezogen hat – hatte nichts mit reellem Anreiten zu tun. Zumal das noch mit einem völlig unpassenden Sattel geschehen ist, was jahrelangen Sattelzwang zur Folge hatte… Er konnte keine 5 Meter unter dem Reiter geradeaus gehen ohne zu schwanken! Ich habe das erste Jahr fast ausschließlich in Bodenarbeit und Geländeritte investiert, die Gangarten mit ihm noch mal neu erarbeitet, teils mit anderen Hilfen. Er hat es uns gedankt bis ins hohe Alter. Trotz all seiner gesundheitlichen Probleme.
